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Ausbildungsmarkt: Bewerber- und Stellenzahl weiter rückläufig

Die Zahl der Bewerber für eine Ausbildung ist im Vergleich zum Vorjahr offenbar coroanabedingt deutlich gesunken. Auch die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze ist im Vergleich rückläufig, aber nicht in demselben Ausmaß.

Corona wirkt sich negativ auf den Ausbildungsmarkt aus

Laut Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände BDA spiegeln sich hier die Auswirkungen der Pandemie und der laufenden Transformationsprozesse in der Wirtschaft. Auf Bewerberseite muss  davon ausgegangen werden, dass Meldungen zum Teil unterbleiben, weil die gewohnten Zugangswege zur Berufsberatung zum Beispiel über die Kontakte in der Schule versperrt sind und durch digitale Angebote nicht vollständig ersetzt werden können. Der aktuelle Bewerberrückgang sei deshalb nicht gleichzusetzen mit einem rückläufigen Interesse junger Menschen an einer beruflichen Ausbildung. Bei den Einmündungen von Bewerbern in eine Berufsausbildung ist bis März erneut ein erheblicher Rückstand gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen, nachdem bereits im Vorjahr die Zahl der Ausbildungsaufnahmen deutlich rückläufig war.

Gemeldete Berufsausbildungsstellen

Von Oktober 2020 bis März 2021 wurden dem Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit und den Jobcentern in gemeinsamen Einrichtungen insgesamt 415.300 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Das waren 31.600 weniger als im Vorjahreszeitraum (-7 Prozent). Damit setzt sich der bereits im Vorjahreszeitraum deutliche Rückgang (-6 Prozent), der allerdings noch von den Corona-Maßnahmen unbeeinflusst war, auch in diesem Berichtsjahr fort. In der aktuellen Entwicklung spiegeln sich vor allem die Pandemie und die damit verbundenen

wirtschaftlichen Einschränkungen und Unsicherheiten. Auch die laufenden Transformationsprozesse zum Beispiel in der Automobil- und Zulieferindustrie dürften ihren Niederschlag finden. Allerdings muss bei einer Einordnung auch berücksichtigt werden, dass im Berichtsjahr 2018/19 die höchste Stellenzahl seit 2001/02 zu verzeichnen war. Der aktuelle Stand ist etwa den Stellenmeldungen der Berichtsjahre 2011/12 und 2012/13 vergleichbar. Die Angaben beinhalten auch die gemeldeten Ausbildungsstellen des sogenannten „5. Quartals“, weil der Nachvermittlungszeitraum für einen verspäteten Ausbildungsbeginn bis Ende 2020 Bestandteil des aktuellen Berichtsjahres ist. So teilen sich die 415.300 gemeldeten Berufsausbildungsstellen auf in 354.900 Ausbildungsstellen mit einem Ausbildungsbeginn im Kalenderjahr 2021 (-10 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum) und 60.400 Ausbildungsstellen, die nur bis zum Ende des Kalenderjahres 2020 zu besetzen waren (+12 Prozent).

Mit 412.600 der insgesamt 415.300 gemeldeten Berufsausbildungsstellen handelt es sich fast ausschließlich um betriebliche Berufsausbildungsstellen (Anteil 99 Prozent). Diese haben gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr um 31.500 abgenommen (-7 Prozent). Außerbetriebliche Ausbildungsangebote waren zum jetzigen Zeitpunkt 2.700 gemeldet (-100 bzw. -4 Prozent).

Regional betrachtet war der Rückgang der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen fast in allen Ländern zu verzeichnen. Das Minus gegenüber dem Vorjahr fiel, prozentual betrachtet, am stärksten aus in Hamburg und Hessen, gefolgt vom Saarland, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. In Bremen und Brandenburg war ein leichtes Plus zu konstatieren, während die Stellenzahl in Sachsen-Anhalt nahezu unverändert war.

Am häufigsten waren Ausbildungsstellen gemeldet für angehende Kaufleute im Einzelhandel (29.900 Ausbildungsangebote), Verkäufer (21.200) und Kaufleute für Büromanagement mit 15.300. Es folgten Ausbildungsstellen für Fachkräfte für Lagerlogistik (11.300), Industriekaufleute (10.900), Zahnmedizinische Fachangestellte (9.500), Medizinische Fachangestellte (9.200), Handelsfachwirte (9.200), Industriemechaniker (9.100) sowie für Kfz-Mechatroniker (8.500). Abgesehen von einzelnen geringfügigen Verschiebungen in der Reihenfolge haben sich die „Top Ten“ der angebotenen Ausbildungsberufe gegenüber dem Vorjahresmonat nicht verändert.

Der aktuelle Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist sehr deutlich sichtbar in Ausbildungsberufen bei Unternehmen, die vom Lockdown besonders betroffen sind, wie Nichtmedizinische Gesundheitsberufe, Körperpflege, Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe oder Berufe in der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung.

Überdurchschnittlich weniger Stellen verzeichnen bislang aber auch Technische Berufe (wie Metallberufe, Kfz-Mechatroniker oder Industriemechaniker). Hier dürften sich neben Corona auch die aktuellen Transformationsprozesse niederschlagen.

Im Unterschied zum allgemeinen Trend ist nur in Verkaufsberufen und in Verkehrs- und Logistikberufen eine leichte Zunahme von gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen zu verzeichnen.

Gemeldete Bewerber

Seit Beginn des aktuellen Beratungsjahres am 1. Oktober 2020 haben insgesamt 322.800 Bewerberinnen und Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agenturen und der Jobcenter bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen. Das waren 46.000 weniger als im Vorjahreszeitraum (-12 Prozent).

Wie bei den gemeldeten Ausbildungsstellen lassen sich auch die gemeldeten Bewerber hinsichtlich des gewünschten Ausbildungsbeginns unterscheiden: 279.900 strebten im März 2021 eine Berufsausbildung zum Ausbildungsbeginn im Sommer/Herbst 2021 an (-16 Prozent gegenüber Vorjahreszeitraum). Bei 42.900 gemeldeten Bewerbern war dagegen nur ein Ausbildungsgesuch mit einem gewünschten Ausbildungsbeginn bis Ende des Jahres 2020 vorhanden (+20 Prozent). Erfahrungsgemäß wird ein nennenswerter Teil dieser Gruppe in den nächsten Wochen und Monaten ihre Ausbildungssuche auf den neuen Ausbildungsbeginn im Sommer/Herbst ausrichten.

Während das Zurückgehen der betrieblichen Stellenmeldungen auf die aktuelle wirtschaftliche Situation und die vorhandenen Unsicherheiten zurückzuführen sein dürfte, liegt die Vermutung nahe, dass der aktuelle Rückgang an Bewerbermeldungen nicht auf eine tatsächlich rückläufige Zahl Ausbildungsuchender in diesem Umfang zurückzuführen ist, sondern dass eine erhebliche Anzahl junger Menschen eine „Stille Reserve“ der Ausbildungsnachfrage bilden könnte.

Zwei Aspekte untermauern diese Einschätzung: Zum einen verlassen 2021 laut aktueller KMK-Vorausberechnung voraussichtlich 2 Prozent mehr Schüler die allgemeinbildenden Schulen als im letzten Jahr. Zum anderen streben mehr Ausbildungsuchende aus dem letzten Beratungsjahr erneut eine Ausbildung an, weil sie 2020 aufgrund der Pandemie nicht zum Zuge gekommen waren. So hat sich die aktuelle Zahl der gemeldeten „Altbewerber“, die bereits vor diesem Berichtsjahr als Ausbildungsuchende gemeldet waren, mit 146.300 praktisch nicht verändert, während die Gesamtzahl der gemeldeten Bewerber um 12 Prozent gesunken ist. Der vor derCorona-Pandemie rückläufige Anteil von „Altbewerbern“ hat sich binnen eines Jahres von 40 auf 45 Prozent erhöht. Ein Grund für die sinkenden Bewerbermeldungen, und dabei vor allem der aktuellen Schulabgänger, dürfte darin bestehen, dass sich Jugendliche trotz vorhandenen Ausbildungsinteresses nicht bei der Berufsberatung/ Ausbildungsvermittlung melden, weil die gewohnten Zugangswege Zum Beispiel über Kontakte in der Schule wegen der Pandemie versperrt sind und persönliche Beratungsgespräche kaum möglich sind. Auch die fehlende Präsenz der Berufsberatung an den Schulen in Form von Berufsorientierungsveranstaltungen oder Schulsprechstunden spielt ebenso eine große Rolle wie weitere Kontaktbeschränkungen. Digitale Angebote können dies nicht vollständig ersetzen. Darüber hinaus kann vermutet werden, dass sich ein Teil der jungen Menschen in der aktuellen Lage vom dualen Ausbildungsmarkt zurückzieht, weil er die individuellen Chancen als gering ansieht und von vornherein auf Alternativen wie Schulbesuch oder ein Studium ausweicht. Alles in allem ist festzuhalten, dass der aktuelle Bewerberrückgang pandemiebedingt sein dürfte und nicht auf einem sinkenden Ausbildungsinteresse oder demografischen Gründen beruht.

Gesamtbetrachtung der Ausbildungsmarktlage

Bis März 2021 gab es rechnerisch 89.800 mehr gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen als gemeldete Bewerber. Dies entspricht einer Relation von 78 gemeldeten Bewerbern auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen. Damit stellt sich die aktuelle Relation rechnerisch günstiger dar als im Vorjahreszeitraum, als die Relation bei 83:100 lag. In diese rechnerische Gegenüberstellung können naturgemäß nur die gemeldete Nachfrage und das gemeldete Angebot einbezogen werden. Bei einer Lagebewertung ist deshalb zu berücksichtigen, dass die Zahl ausbildungsinteressierter junger Menschen ohne die pandemiebedingten Einschränkungen um einiges größer ausfallen dürfte als die aktuell gemeldete Nachfrage. Insoweit zeichnet die aktuelle Relation von gemeldeten Ausbildungsstellen und gemeldeten Bewerbern aus Bewerbersicht die Marktsituation positiver als sie tatsächlich ist. Regional zeigt sich ein differenziertes Bild. In 13 Ländern waren bis März 2021 deutlich mehr betriebliche Ausbildungsstellen als Bewerber gemeldet. Nur in der Bundeshauptstadt fehlten Ausbildungsstellen, um rechnerisch jedem gemeldeten Bewerber eine betriebliche Ausbildungsstelle anbieten zu können. In Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen hielten sich gemeldete Bewerber sowie gemeldete Ausbildungsstellen rechnerisch annähernd die Waage.

Eine grundlegende Veränderung der berufsfachlichen Chancen im Kontext der Corona-Krise ist in den Ausbildungsmarktdaten nicht zu erkennen. Wie in den letzten Berichtsjahren fiel die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen deutlich höher aus als die Zahl der gemeldeten Bewerber, insbesondere in vielen Handwerksberufen wie in der Herstellung und im Verkauf von Fleisch- und Backwaren oder in Bau- und baunahen Berufen, in Hotel- und Gaststättenberufen, aber auch in der Mechatronik und Automatisierungstechnik. Im Gegensatz dazu gab es weniger Ausbildungsstellen als Bewerber zum Beispiel in der Tischlerei, im Kfz-Verkauf und in der Kfz-Technik, in Büro- und Verwaltungsberufen oder in der medizinischen Fachassistenz. Auch in der Tierpflege oder in künstlerisch-kreativen Berufen wie zum Beispiel Mediengestaltung, Raumausstattung, Veranstaltungstechnik oder -management waren die Aussichten auf eine Ausbildungsstelle wie in den Jahren zuvor rechnerisch gering.

Unbesetzte Ausbildungsstellen

Im März 2021 waren noch 259.800 unbesetzte betriebliche Ausbildungsstellen zu vermitteln. Gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies eine Abnahme von 28.400 (-10 Prozent). Der Rückgang noch offener Ausbildungsangebote ist in allen Ländern festzustellen. Besonders deutlich fällt er im Hamburg sowie in Hessen und Berlin aus.

Stand der Ausbildungssuche

Bis März 2021 teilten 50.900 Bewerber der Ausbildungsvermittlung mit, dass sie eine Ausbildungsstelle gefunden haben. Im Vergleich zum März des Vorjahres sind bislang 15.500 gemeldete Bewerber weniger in eine Berufsausbildung eingemündet (-23 Prozent). Bereits im Vorjahresmonat hatte es einen Rückgang der Einmündungen um 10 Prozent gegeben.

Der Anteil der Bewerber, die eine Ausbildungsstelle gefunden haben, beträgt damit 16 Prozent. Im März des letzten Jahres hatten bereits 18 Prozent der gemeldeten Bewerber einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen, im Jahr davor waren es noch 19 Prozent gewesen. Für diese Differenzen dürften ebenfalls die Einschränkungen durch den Lockdown verantwortlich sein. Auch die veränderte Bewerberstruktur mit weniger Neu- und mehr „Altbewerbern“ dürfte einen Einfluss haben.

Als noch unversorgt zählten zum selben Zeitpunkt 196.600 Bewerber. Das war ein Rückgang von 20.900 im Vergleich zum Vorjahr (-10 Prozent). Anteilig betrachtet waren im März 2021 61 Prozent der gemeldeten Bewerber noch ohne Ausbildungsplatz und ohne Alternative. Zum selben Zeitpunkt im Vorjahr waren es nur noch 59 Prozent gewesen und im Jahr davor 58 Prozent. Auch dieser Unterschied dürfte Folge der Pandemie sein.

In allen Ländern gab es im März weniger Unversorgte als vor einem Jahr. Neben den unversorgten Bewerbern waren im März 2021 noch weitere 29.200 junge Menschen auf Ausbildungssuche. Im Unterschied zur Gruppe der unversorgten Bewerber haben diese eine Alternative, suchen aber gleichzeitig weiterhin eine duale Berufsausbildung. Alternativen können beispielsweise der weitere Schulbesuch oder die Aufnahme eines Studiums sein. Auch eine Einstiegsqualifizierung, eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, eine Erwerbstätigkeit oder ein Freiwilliger Dienst wie ein Freiwilliges Soziales Jahr oder der Bundesfreiwilligendienst sind Optionen. Diese Alternative würden die jungen Menschen zugunsten einer Berufsausbildung nicht antreten bzw. vorzeitig beenden. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Bewerber mit Alternative um 3.600 niedriger (-11 Prozent). Zusammen mit den 196.600 unversorgten Bewerbern waren im März 2021 noch insgesamt 225.800 gemeldete Bewerber auf Ausbildungsuche. Das waren 24.500 weniger als im März 2020 (-10 Prozent).

Ausblick

Insgesamt ist der Ausbildungsmarkt weiterhin stark von den Einschränkungen durch die Pandemie-Maßnahmen geprägt. Mit Blick auf die erheblich gesunkenen Bewerbermeldungen und die größenmäßig unbekannte „Stille Reserve“ der Ausbildungsnachfrage wird deutlich, dass die aktuelle Ausbildungsmarktlage alle Beteiligten vor große Herausforderungen stellt.

Allgemein ist im März der Ausbildungsmarkt noch sehr stark in Bewegung. Deshalb erlauben die aktuellen Daten nur eine vorläufige Einschätzung der Entwicklung im noch Berichtsjahr 2020/21. Zudem ist das Meldeverhalten von Anbietern und Nachfragern am Ausbildungsmarkt zeitlich nicht synchron. Ausbildungsstellen werden gewöhnlich früher gemeldet als die Bewerbermeldungen erfolgen. In den letzten Jahren waren im März rund 85 Prozent der gesamten Ausbildungsstellen des Berichtsjahres gemeldet. Bei den gemeldeten Bewerbern haben sich in der Vergangenheit bis Februar aber nur rund 75 Prozent aller Bewerber des Berichtsjahres bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldet.